Im März und April waren die Einsatzzahlen im „Tagesgeschäft“ wie im ganzen Land geringer als im Vorjahreszeitraum. Die Einschränkungen im privaten und öffentlichen Bereich sowie die Kurzarbeit in zahlreichen Firmen resultierten letztlich in weniger Feuerwehreinsätzen.
In anderen Bereichen wirkte sich die Situation aber erheblich auf die Arbeit der Feuerwehr Pforzheim aus. Um den Dienstbetrieb unter erhöhten Hygienestandards rund um die Uhr gewährleisten zu können, wurden strikt getrennte Kontaktgruppen eingeführt und organisatorische Abläufe angepasst. Beispielsweise versahen die Disponenten der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz ihren Dienst nur noch in der Leitstelle um die Gefahr einer Infektion im Einsatzdienst zu vermeiden. Der Übungsbetrieb bei den ehrenamtlichen Abteilungen, bei der Jugendfeuerwehr und bei der Feuerwehrmusik wurde zeitweise sogar komplett eingestellt. Für den Ernstfall waren alle Abteilungen der Feuerwehr Pforzheim stets einsatzbereit.
Das Fachamt Feuerwehr, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist seit März kontinuierlich im städtischen Verwaltungsstab vertreten und unterstützt das städtische Krisenmanagement. Beispielsweise erfolgten ab März die wöchentliche Verteilung der vom Land angelieferten Schutzausrüstung durch die Freiwillige Feuerwehr an die örtlichen Pflegedienste, Pflegeheime, usw. Dabei wurden unter anderem bislang über 250.000 Masken verschiedener Schutzstufen ausgeliefert.
Pläne für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und für die Versorgung einer Vielzahl von Patienten auch außerhalb der Krankenhäuser wurden gemeinsam mit den örtlichen Partnern im Katastrophenschutz erstellt. Die Einrichtung von Fieberambulanzen, Teststationen und der Quarantäneeinrichtung in Hohenwart wurde logistisch unterstützt.
Die Bevölkerung kann sich dabei rund um die Uhr auf die Einsatzbereitschaft und interdisziplinäre Kompetenz der rund 350 ehrenamtlichen und rund 100 hauptberuflichen Einsatzkräfte der Feuerwehr Pforzheim verlassen. „In der heißen Phase war es auch für die Mitglieder unseres Musikzugs selbstverständlich, bei der Verpackung und Verteilung von Schutzausrüstung zu helfen“, freut sich Feuerwehrkommandant Sebastian Fischer.
Im ersten Halbjahr 2020 wurde die Feuerwehr Pforzheim u.a. tätig bei:
Brand in einer Frühstücks-Pension – eine Person aus vollständig verrauchtem Gebäude gerettet
Sturmtief „Sabine“ mit 152 Einsatzstellen innerhalb weniger Stunden
mehrere schwere Verkehrsunfälle auf der Autobahn, mit z.T. tödlichen Folgen
Balkonbrand; Feuer drohte auf Wohnung überzugreifen
Vollbrand eines Gartenhauses mit umfangreichen Nachlöscharbeiten
Unterstützung von Gemeinden im Enzkreis bei mehreren Bränden im Rahmen der Überlandhilfe
Unterstützung des Veterinäramtes bei der Rettung von Katzen in einem Fall von „Animal-Hording“
Insgesamt gab es 351 (380) Fehlalarme. 126 (99) Fehleinsätze entstanden durch automatische Brandmeldeanlagen. 1mal (6mal) musste eine gesetzwidrige Alarmierung (Missbrauch von Notruf) verfolgt werden. 6mal (9mal) war ein Feuer bereits gelöscht. 218mal (266mal) stellte sich nach der Erkundung vor Ort heraus, dass ein Feuerwehreinsatz nicht mehr notwendig war.
Auf tatsächliche Brände entfielen 98 (96) Vorgänge: neben 85 (89) Kleinbränden mussten 9 (6) Mittelbrände sowie 4 (1) Großbrände bekämpft werden. Auch in Zeiten der Corona-Einschränkungen ging damit die Anzahl der echten Brandereignisse nicht zurück und forderten die Feuerwehr.
Insgesamt wurden bei den Brandeinsätzen 14 Personen verletzt.
Im Hilfeleistungsbereich wurden 668 (732) Einsätze registriert bei denen die Feuerwehr tätig werden musste.
Die häufigsten Tätigkeiten lassen sich wie folgt zusammenfassen:
95 (83) Türöffnungen wegen akuter Gefahr oder auf Anforderung der Polizei, 76mal (77mal) Beseitigung einer Ölspur, 45 (61) Verkehrsunfälle mit Straßenfahrzeugen, 38mal (49mal) lief Kraftstoff aus Fahrzeugen aus,
19mal (79mal) musste ausgelaufenes Wasser in Gebäuden aufgenommen werden, 15mal (23mal) wurden Eingangstüren oder Fenster verschlossen und 6mal (19mal) wurden Personen aus einem Aufzug befreit.
Saisonbedingt fielen 44 (69) Einsätze im Zusammenhang mit Tieren an (insbesondere Rettung von Schwänen und Jungenten).
Ein herausragendes Schadensereignis war im ersten Halbjahr das Unwetter „Sabine“ am 10. Februar mit Regenschauern begleitet von heftigen Sturmböen. Die maximal gemessene Windgeschwindigkeit an der Station Hohberg betrug 90 km/h. Innerhalb weniger Stunden mussten im Stadtgebiet 152 Feuerwehreinsätze abgewickelt werden. Koordiniert wurden die Maßnahmen durch den Führungsstab der Feuerwehr Pforzheim in der Hauptfeuerwache. Im Einsatz waren alle acht ehrenamtlichen Abteilungen in den Stadtteilen sowie die Berufsfeuerwehr mit insgesamt rund 180 Einsatzkräften. „Die Frauen und Männer zahlreicher Einsatzdienste wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Stadtwerke, Technische Dienste und weitere städtische Einheiten hatten ganz unaufgeregt hervorragende Arbeit geleistet“ lobte Erster Bürgermeister Dirk Büscher. Polizei und Feuerwehr arbeiteten in der Einsatzzentrale eng zusammen, ein stetiger Lage- und Informationsaustausch war gewährleistet.
Bei Hilfeleistungseinsätzen im ersten Halbjahr 2020 wurden 91 (231) verletzte Personen versorgt, für 24 (11) Personen kam jede Hilfe zu spät.