Von der Katastrophe zur Organisation
Die Anfänge des Feuerwehrwesens

Die Feuerwehrgeschichte zeigt, dass der Mensch erst nach Katastrophen wie dem brennenden Rom oder London reagiert. In Pforzheim existiert die Feuerwehr in ihren Grundzügen seit 1858 und genießt hohes Ansehen in der Bevölkerung. Diese Wertschätzung gründet auf den Werten: Mut, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit, die mit Feuerwehrleuten assoziiert werden.
Bereits seit dem 15. Jahrhundert gibt es in deutschen Städten Feuerordnungen, die dem Löschchaos vorbeugen sollten. Bei einem Brand mussten Bürger mit „Feurio"-Rufen andere aufmerksam machen, während Handwerker und Bürger mit ihren Eimern Löschketten bildeten. Das Stadtoberhaupt übernahm die Rolle des Feuerwehrkommandanten, unterstützt von Ratsleuten. Eine kuriose Regel war, dass im Brandfall die Stadttore geschlossen blieben, um Plünderungen zu vermeiden.
Die älteste bekannte Pforzheimer Feuerordnung stammt von 1550 und thematisierte auch die Brandverhütung. Im 16. Jahrhundert bestand das Arsenal für die Brandbekämpfung aus Leitern, Hacken und Eimern, wobei jeder Bürger verpflichtet war, eigene Feuereimer zu besitzen. Im 18. Jahrhundert wurde die Organisation der Löschmaßnahmen verfeinert, und eine Arbeitsteilung wurde eingeführt. Jeder Bürger galt als löschdienstpflichtig, auch bei Feindgefahr. Wo fahrbare Spritzen existierten, wurden spezielle Mannschaften bestimmt, und Zünfte übernahmen bestimmte Aufgaben.
Ursprünglich handhabten Bürger Brände unkoordiniert, was ineffektiv war. Mit der Zeit wurde die Notwendigkeit einer strukturierten Organisation erkannt, besonders nach den Zerstörungen von 1945. Früher basierten die Brandbekämpfungsmittel auf einfachen Mitteln wie Eimerketten, während moderne Herausforderungen heute spezialisierte Einsatzkräfte und Ausrüstung erfordern. Trotz gesetzlicher Vorgaben zur Vorbeugung und Ausstattung bleibt die Feuerwehr oft ein Politikum, insbesondere in Finanzierungsfragen. Die Entwicklung der Feuerwehr verdeutlicht den stetigen Wandel von der improvisierten Brandbekämpfung hin zu einer organisierten und professionellen Institution, die auf die Herausforderungen der Gegenwart reagiert.
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Pforzheim
Die Gründerväter
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Pforzheim erfolgte relativ spät, trotz positiver Erfahrungen anderer Gemeinden in Baden. Auslöser war ein Brand am Fronleichnamstag 1858 auf dem Anwesen von Chemiker Albert Ungerer, der auf fehlende Löschgeräte und eine unkoordinierte Brandbekämpfung hinwies. Dies erregte die Bürgerschaft und führte zu einem Aufruf des „Pforzheimer Beobachters“ zur Gründung einer Feuerwehr. Die zukünftigen Feuerwehrmänner mussten einen Spagat zwischen Selbstverwaltung, strengen Landesgesetzen und der Unterstützung der Gemeindeverwaltung meistern, die bei der Beschaffung nötiger Gerätschaften half. Die Gründerväter einigten sich im Lokal des Bierbrauers Karl Büxenstein auf die Einteilung in vier Abteilungen und wählten Adolf Kiehnle zum ersten Kommandanten.
Das Gründungsjahr brachte jedoch Turbulenzen mit sich, als Kiehnle am 6. April 1859 kurz nach der zweiten Generalversammlung zurücktrat. Trotz dieser frühen Spannungen wählte die Gemeinschaft am 27. Juni 1859 Kaufmann Louis Franzmann zum neuen Kommandanten. Franzmann, der bis zu seinem Tod am 4. Mai 1896 im Amt blieb, spielte eine zentrale Rolle in der Feuerwehrgeschichte und war Mitgründer des badischen Landesfeuerwehrverbandes. Unter seiner Führung wurde die Feuerwehr Pforzheim in einen Verwaltungsrat unter der Leitung des Kommandanten und fünf Abteilungen untergliedert, wobei später auch eine Feuerwehrkapelle und eine Wasserwehr gebildet wurden. Die Wasserwehr wurde 1876 mit 20 Mitgliedern aus der Arbeitsmannschaft gegründet, um bei Hochwasser einsatzbereit zu sein. In der Zeit von 1848 bis 1873, als die Wurzeln der Freiwilligen Feuerwehren im Südwesten gelegt wurden, wuchs die Bevölkerung Pforzheims auf 24.000 Einwohner, was die Bautätigkeit und damit das Risiko für Großbrände erhöhen ließ. Die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr war somit auch eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen in einer zunehmend verdichteten Stadt.


