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Die Kommandanten der Feuerwehr Pforzheim

Von der Gründung bis Heute

Die Geschichte der Feuerwehr Pforzheim

Von der Katastrophe zur Organisation 

Die Anfänge des Feuerwehrwesens

Die Feuerwehrgeschichte zeigt, dass der Mensch erst nach Katastrophen wie dem brennenden Rom oder London reagiert. In Pforzheim existiert die Feuerwehr in ihren Grundzügen seit 1858 und genießt hohes Ansehen in der Bevölkerung. Diese Wertschätzung gründet auf den Werten: Mut, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit, die mit Feuerwehrleuten assoziiert werden.

Bereits seit dem 15. Jahrhundert gibt es in deutschen Städten Feuerordnungen, die dem Löschchaos vorbeugen sollten. Bei einem Brand mussten Bürger mit „Feurio"-Rufen andere aufmerksam machen, während Handwerker und Bürger mit ihren Eimern Löschketten bildeten. Das Stadtoberhaupt übernahm die Rolle des Feuerwehrkommandanten, unterstützt von Ratsleuten. Eine kuriose Regel war, dass im Brandfall die Stadttore geschlossen blieben, um Plünderungen zu vermeiden. 

Die älteste bekannte Pforzheimer Feuerordnung stammt von 1550 und thematisierte auch die Brandverhütung. Im 16. Jahrhundert bestand das Arsenal für die Brandbekämpfung aus Leitern, Hacken und Eimern, wobei jeder Bürger verpflichtet war, eigene Feuereimer zu besitzen. Im 18. Jahrhundert wurde die Organisation der Löschmaßnahmen verfeinert, und eine Arbeitsteilung wurde eingeführt. Jeder Bürger galt als löschdienstpflichtig, auch bei Feindgefahr. Wo fahrbare Spritzen existierten, wurden spezielle Mannschaften bestimmt, und Zünfte übernahmen bestimmte Aufgaben.

Ursprünglich handhabten Bürger Brände unkoordiniert, was ineffektiv war. Mit der Zeit wurde die Notwendigkeit einer strukturierten Organisation erkannt, besonders nach den Zerstörungen von 1945. Früher basierten die Brandbekämpfungsmittel auf einfachen Mitteln wie Eimerketten, während moderne Herausforderungen heute spezialisierte Einsatzkräfte und Ausrüstung erfordern. Trotz gesetzlicher Vorgaben zur Vorbeugung und Ausstattung bleibt die Feuerwehr oft ein Politikum, insbesondere in Finanzierungsfragen. Die Entwicklung der Feuerwehr verdeutlicht den stetigen Wandel von der improvisierten Brandbekämpfung hin zu einer organisierten und professionellen Institution, die auf die Herausforderungen der Gegenwart reagiert.

 

Der große Brand von Pforzheim

Im Jahr 1789

Am 18. Mai 1789 brach in einer Schlosserei am Schulplatz ein verheerender Brand aus, der durch einen starken Südwestwind rasch auf mehrere benachbarte Gebäude übergriff, darunter auch die Stadtkirche. Insgesamt wurden bei diesem Großbrand in Pforzheim 85 Häuser zerstört.

Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst schwierig, und das Militär eilte aus Karlsruhe zur Unterstützung. Auch Markgraf Karl Friedrich nahm die Situation persönlich in Augenschein. 

Obwohl es uns gelang, das Brandgeschehen zunächst unter Kontrolle zu bringen, brach am folgenden Tag in den Ruinen erneut ein Feuer aus, das weitere Häuser in Mitleidenschaft zog.

Für den Wiederaufbau wurde entschieden, die neuen Gebäude nicht mehr in so engem Abstand zueinander zu errichten. Sechs Jahre zuvor hatte jedoch die Gemeinderatsversammlung abgelehnt, die alten Häuser an der Hauptstraße zwischen Marktplatz und Leopoldplatz – der sogenannten Brötzinger Gasse – abzureißen. Hier sollte ein Beispiel für vorbeugenden Brandschutz geschaffen werden, was jedoch aufgrund hoher Kosten nicht realisiert werden konnte.

Ein zusätzliches Hindernis stellte die Notwendigkeit dar, die Barfüßerkirche abzureißen, um Platz für die neuen Gebäude zu schaffen.

 

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Pforzheim

Im Jahr 1859

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Pforzheim erfolgte relativ spät, trotz positiver Erfahrungen anderer Gemeinden in Baden. Auslöser war ein Brand am Fronleichnamstag 1858 auf dem Anwesen von Chemiker Albert Ungerer, der auf fehlende Löschgeräte und eine unkoordinierte Brandbekämpfung hinwies. Dies erregte die Bürgerschaft und führte zu einem Aufruf des „Pforzheimer Beobachters“ zur Gründung einer Feuerwehr. Die zukünftigen Feuerwehrmänner mussten einen Spagat zwischen Selbstverwaltung, strengen Landesgesetzen und der Unterstützung der Gemeindeverwaltung meistern, die bei der Beschaffung nötiger Gerätschaften half. Die Gründerväter einigten sich im Lokal des Bierbrauers Karl Büxenstein auf die Einteilung in vier Abteilungen und wählten Adolf Kiehnle zum ersten Kommandanten.

Das Gründungsjahr brachte jedoch Turbulenzen mit sich, als Kiehnle am 6. April 1859 kurz nach der zweiten Generalversammlung zurücktrat. Trotz dieser frühen Spannungen wählte die Gemeinschaft am 27. Juni 1859 Kaufmann Louis Franzmann zum neuen Kommandanten. Franzmann, der bis zu seinem Tod am 4. Mai 1896 im Amt blieb, spielte eine zentrale Rolle in der Feuerwehrgeschichte und war Mitgründer des badischen Landesfeuerwehrverbandes. Unter seiner Führung wurde die Feuerwehr Pforzheim in einen Verwaltungsrat unter der Leitung des Kommandanten und fünf Abteilungen untergliedert, wobei später auch eine Feuerwehrkapelle und eine Wasserwehr gebildet wurden. Die Wasserwehr wurde 1876 mit 20 Mitgliedern aus der Arbeitsmannschaft gegründet, um bei Hochwasser einsatzbereit zu sein. In der Zeit von 1848 bis 1873, als die Wurzeln der Freiwilligen Feuerwehren im Südwesten gelegt wurden, wuchs die Bevölkerung Pforzheims auf 24.000 Einwohner, was die Bautätigkeit und damit das Risiko für Großbrände erhöhen ließ. Die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr war somit auch eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen in einer zunehmend verdichteten Stadt.

Die Entwicklung der Motorisierung bei der Feuerwehr

Ab dem Jahr 1860

In den Anfangsjahren der Feuerwehr war Muskelkraft benötigt, um Geräte und Mannschaft zur Brandstelle zu bringen. Kleinere Feuerspritzen konnten von Hand gezogen werden, während größere eine Pferdebespannung erforderten. In ländlichen Gebieten wurden Privatpferde bei Alarm eingesetzt, während Berufsfeuerwehren eigene Pferde hielten. An den Brandstellen bedienten Pumpmannschaften die Handdruckspritzen, wobei eine Spritze mit 200 l/min bis zu 20 Personen erforderte. 1865 erfand Conrad Dietrich Magirus eine Tret-Spritze, die sich jedoch nicht verbreitete. Dampf-Spritzen, die in England ab den 1860er Jahren eingesetzt wurden, finden im deutschsprachigen Raum Einzug und konnten 1000-1500 l/min fördern. Diese Dampf-Spritzen benötigten weiterhin Pferdebespannung. Selbstfahrende Dampfspritzen waren selten und bewährten sich nicht. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der dampfautomobile Löschzug der Berufsfeuerwehr Köln.

Parallel dazu revolutionierte der erste Viertakt-Verbrennungsmotor von Nikolaus August Otto, der 1876 in der Motorenfabrik Deutz hergestellt wurde, das Verkehrswesen weltweit. Ingenieure wie Daimler, Maibach und Benz verbesserten diese Motoren für Automobile. Die dritte Benzinmotorspritze von Daimler aus dem Jahr 1892 hatte einen Zweizylinder-Motor und förderte 300 l/min bei 3 bar. Diese Spritze war bis 1925 bei der Feuerwehr Erfurt im Einsatz und ist heute im Mercedes-Benz Museum ausgestellt. Magirus/Ulm stellte 1893 seine erste Benzinmotorspritze vor, die bereits 500 l/min mit einem 8-PS-Daimler-Motor förderte. 1897 folgte die Gebr. Bachert mit einer bespannten Motorspritze. Elektrische Antriebe fanden ab 1900 bei Feuerwehrautomobilen Beachtung, darunter Batterie-Elektro-Feuerwehrautomobile und benzin-elektrische Modelle. Ein Beispiel für frühe Fortschritte ist die benzinautomobile Gasspritze der Freiwilligen Feuerwehr Grunewald aus dem Jahr 1906, die von der Süddeutschen Automobilfabrik-Gaggenau und Busch/Bautzen hergestellt wurde.

Das erste Motorbetriebene Feuerwehrfahrzeug der Feuerwehr Pforzheim

Im Jahr 1915

Während des Ersten Weltkriegs reihte die Feuerwehr Pforzheim die erste Motorspritze der Autofabrik Saurer in ihren Fuhrpark ein. Diese Spritze bewies ihre Zuverlässigkeit bei zwei Einsätzen: 1916 beim Brand in den Kühlräumen des städtischen Schlachthofs und 1917 bei einer schweren Explosion im Keller des Elektrizitätswerks, die tragischerweise drei Menschenleben forderte. Die Kriegszeit und die Inflation erschwerten den raschen Ausbau der Motorisierung der Feuerwehr. Obwohl es bereits den Wunsch nach einer Auto-Drehleiter gab, konnten aufgrund finanzieller Engpässe keine ausreichenden Mittel bereitgestellt werden.

Die Motorisierung der Feuerwehr Pforzheim begann im Jahr 1915 mit der Anschaffung einer Kraftfahrspritze KS 15 von der Firma Saurer (Arbon CH / Lindau), die in Pforzheim vertreten war. Dies war die erste Kraftfahrspritze von Saurer im Land Baden.

Technische Daten:
- Motorleistung: 45 PS
- Reifen: Vollgummi-Bereifung
- Bremssystem: Motor-, Hand- und Fußbremse
- Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
- Ausstattung: Scheinwerfer, Wasserbehälter, Ausziehleiter, Doppelleiter, Hakenleiter, Schlauchhaspeln
- Sitzplätze: für 10 Personen
- Pumpenleistung: 1500 l/min

Im Jahr 1924 erhielt die Feuerwehr Pforzheim nach vielen Bemühungen ihre erste Kraftfahrdrehleiter KL 25 von Magirus/Ulm.

Im Feuersturm des zweiten Weltkriegs

Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg war Deutschland von innenpolitischer Zerrissenheit und wirtschaftlicher Not geprägt. Trotz dieser turbulenten Zeiten blieb die Feuerwehr ein stabiler und unpolitischer Akteur. Die Landesfeuerwehrverbände setzten sich erfolgreich für einheitliche Standards und die Normung von Feuerbekämpfungsgeräten ein. Ein Beispiel für die Bedeutung dieser Normung war der Flächenbrand 1933 in Öschelbronn, bei dem einheitliche Kupplungssysteme der Schläuche die Katastrophe hätten verringern können.

Die technische Entwicklung der Feuerwehr schritt ebenfalls voran. Erste Versuche zur Nachrichtenübermittlung mittels Funkentelegraphie und die Einführung neuer Löschmittel wie Trockenlöschpulver und Schaumbildner verbesserten die Effizienz der Brandbekämpfung. Dennoch hinkte die organisatorische Weiterentwicklung hinterher. Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Feuerwehr zentral organisiert und eng mit dem Militär verbunden war, blieben die Regelungen in Deutschland bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten unterschiedlich.

Am 31. Mai 1933 wandte sich die Arbeits- und Interessengemeinschaft deutscher Feuerwehrorgane mit einem Antrag an Hermann Göring, um die Oberaufsicht über das Feuerlösch- und Brandschutzwesen zu übernehmen. Doch erst am 23. November 1938 besiegelte das „Reichs-Feuerlöschgesetz" endgültig die Gleichschaltung der Feuerwehren aller Länder mit dem Polizeidienst. Aus der Freiwilligen Feuerwehr Pforzheim wurde eine der SS- und Polizeigerichtsbarkeit unterstellte Hilfspolizeitruppe „unter straffer staatlicher Aufsicht".

Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte die Pforzheimer Feuerwehr mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Zerstörung ihrer Stadt. Beim Großangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 kamen 71 Feuerwehrmänner ums Leben. Trotz der Unterstützung von Feuerwehren aus 24 Nachbargemeinden und -städten konnte die Innenstadt nicht gerettet werden und wurde zum Massengrab.

Neubeginn nach der Stunde Null

Am 8. April 1945 nahmen französische Truppen die Pforzheimer Nordstadt ein. Zunächst fand sich niemand, der die provisorische Verwaltung übernehmen wollte, bis sich am 12. April der Schmuckfabrikant Wilhelm Becker meldete. Seine Villa diente als provisorisches Rathaus. Ein Auftrag der französischen Militärregierung lautete, die Feuerwehr in der zerstörten Stadt neu aufzustellen – eine scheinbar unmögliche Aufgabe.

Viele Feuerwehrleute waren im Krieg gefallen oder in Kriegsgefangenschaft geraten. Die verbliebenen Kräfte waren oft zu alt oder unerfahren. Zudem traf das Entnazifizierungsprogramm einige Wehrangehörige, und viele hatten ihre Wohnstätten in den ausgebrannten Stadtteilen verloren. Die französische Besatzungsmacht reduzierte die Feuerwehr auf ein Drittel ihrer Sollstärke.

Branddirektor Gustav Forschner, der die Feuerwehr seit 1928 geleitet hatte, trat nach Kriegsende zurück. 1945 wurde Brandmeister Friedrich Eberle mit der Neuaufstellung der Feuerwehr beauftragt. Zu dieser Zeit standen nur noch sechs ausgebildete Feuerwehrmänner zur Verfügung. Die Ausrüstung war kümmerlich, und viele Fahrzeuge waren im Hochschwarzwald versteckt.

Eberle zeigte großes Organisationstalent. Mit öffentlichen Aufrufen und persönlicher Werbung wurden neue Feuerwehrmänner gewonnen. Das Gerätehaus in Brötzingen übernahm die Funktion der zerstörten Hauptzentrale am Waisenhausplatz. Auch das Gerätehaus in Dillstein wurde erweitert. Eberle setzte durch, dass die noch vorhandenen Sirenen in den Stadtteilen wiederhergestellt wurden.

Ein weiterer Meilenstein - Von der Freiwilligen Feuerwehr zur Berufsfeuerwehr

Am 18. September 1957 fand die erste Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Pforzheim nach dem Zweiten Weltkrieg statt, ein bedeutender Schritt auf dem Weg der Wehr. Mit dem Rücktritt von Kommandant Friedrich Eberle endete eine Ära großer Entbehrungen und Improvisationskunst. Sein Nachfolger, Friedrich Scheerer, übernahm eine gut ausgebildete Wehr mit 235 Feuerwehrmännern, darunter ein hoher Anteil junger Mitglieder.

In den späten 1950er Jahren wurde die Notwendigkeit einer Neuorganisation der Feuerwehr deutlich. Oberbürgermeister Dr. Johann Peter Brandenburg forderte Kommandant Scheerer auf, eine Umstrukturierung zu planen, was zur Idee einer „Berufswache“ führte. Scheerer schlug den Bau eines zentralen Feuerwehrhauses vor, das später von hauptberuflichen Feuerwehrmännern besetzt werden sollte.

Die Umsetzung dauerte jedoch viele Jahre. Erst 1975 wurde Wolfgang Haag als erster Kommandant der Berufsfeuerwehr ernannt, und fünf Jahre später wurde die neue Einsatzzentrale an der Habermehlstraße errichtet. Trotz vieler Herausforderungen und Verzögerungen wurde die Berufsfeuerwehr schrittweise aufgebaut, und bis 1972 waren 22 hauptamtliche Kräfte im Dienst.

Die stetig wachsende Stadt und die gesetzliche Regelung, dass Städte mit über 100.000 Einwohnern eine Berufsfeuerwehr haben müssen, machten die Notwendigkeit einer modernen Feuerwehr deutlich. Trotz finanzieller und organisatorischer Hürden wurde die Berufsfeuerwehr schließlich etabliert, um den Anforderungen einer wachsenden Stadt gerecht zu werden.

Es gab jedoch auch Bedenken innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr. Wie sollte die zukünftige Aufgabenteilung aussehen? Wie würde das ehrenamtliche Engagement mit einer Wehr aus hauptberuflichen Kräften harmonieren? Diese Fragen begleiteten die Umstrukturierung. Die Kreisreform in Baden-Württemberg und die Eingemeindungen der 1970er Jahre führten dazu, dass Pforzheim zur Großstadt mit über 100.000 Einwohnern wurde, was eine Berufsfeuerwehr gesetzlich notwendig machte.

Haags Auftrag war es, den Aufbau der Berufsfeuerwehr zu organisieren. In seinem ersten Arbeitsjahr wurden wichtige Neuerungen eingeführt, darunter ein eigener Kommandowagen und ein Alarmverbund mit anderen Rettungsdiensten. Mitte der 1970er Jahre wurde die Abteilung „Vorbeugender Brandschutz“ eingeführt, was zu einer wesentlichen Qualitätssteigerung im Bauwesen führte. Zudem wurde ein 24-Stunden-Dienst mit zwei Wachabteilungen etabliert, um rund um die Uhr einsatzbereit zu sein.

Die neue Hauptfeuerwache

Die Diskussionen um das Berufsfeuerwehr-Personal und den vermehrten Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr als Kostensenkungsfaktor sind vergleichsweise jung im Vergleich zu den langen Debatten um eine neue Hauptfeuerwache. Bereits nach der Währungsreform wurden mögliche Grundstücke für einen zeitgemäßen Zentralbau diskutiert, der den wachsenden Anforderungen der Feuerwehr gerecht wird. Erst 1970 wurde das Areal westlich des Messplatzes als Standort festgelegt.

In den Zeitungsberichten jener Jahre wurde häufig über die Kosten und die Notwendigkeit einer Berufsfeuerwehr diskutiert. Die alte Hauptfeuerwache in der Brötzinger Kelter entsprach längst nicht mehr den Anforderungen. Das Regierungspräsidium Karlsruhe wies im Mai 1975 auf die dringende Notwendigkeit eines Neubaus hin. Am 15. Dezember 1973 berichtete die „Pforzheimer Zeitung“, dass die Hauptfeuerwache in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt Pforzheim aufgenommen wurde. Bürgermeister Friedrich Wilhelm Kiel erklärte, dass der Baubeginn für 1976 geplant sei.

Doch es kam zu Verzögerungen. Kommandant Haag musste weiterhin die untragbare Situation in Brötzingen vortragen, während die Gemeinderatsfraktionen über Konzepte und Kosten stritten. Im April 1976 diskutierten die Stadträte über Baukosten von 10 bis 15 Millionen Mark und die Zentralisierung aller Löschzüge. Als der Posten für neue Fahrzeuge halbiert werden sollte, erklärte Kommandant Haag, dass die Fahrzeuge der Feuerwehr Pforzheim bis zu 25 Jahre alt seien und teilweise nicht mehr durch den TÜV kämen. „Manche werden nur noch durch die Liebe der Feuerwehr zusammengehalten“, sagte Haag.

Im August 1976 warnte die „Pforzheimer Zeitung“, dass die Einsatzzentrale in der Kelterstraße nicht mehr den Anforderungen entspreche und der Neubau einer Hauptfeuerwache dringend notwendig sei. Kommandant Haag und sein Stellvertreter Werner Anthoni erklärten, dass sie künftig jede Verantwortung für die Sicherheit der Stadt ablehnen müssten, wenn der Bau nicht bald beginne.

Die alte Wache hatte zahlreiche Mängel: keine Atemschutzübungsstrecke, unzureichende Umkleidemöglichkeiten, fehlender Sauerstoff bei Stromausfall, keine Rettungsübungen mit Leitern, und unzureichende sanitäre Einrichtungen. Die Feuerwehrleute mussten sich auf der Straße umziehen, und es gab keine Räume für Ausbildung.

Am 30. März 1977 empfahl der gemeinderätliche Ausschuss für öffentliche Einrichtungen einstimmig den Bau einer neuen Hauptfeuerwache westlich des Messplatzes. Am 10. Mai 1977 beschloss der Gemeinderat ebenfalls einstimmig den Neubau. Die Baustelle wurde am 1. Dezember 1978 eingerichtet, und am 7. März 1980 feierten Feuerwehr und Stadtverwaltung das Richtfest. Am 18. Dezember 1980 nahm die Feuerwehr die neue Hauptfeuerwache in Betrieb. Die offizielle Einweihung fand vom 14. bis 16. Mai 1982 statt.

Mit Baukosten von rund 15 Millionen Mark lag man um 50 Prozent über dem ursprünglich vorgesehenen Rahmen. Die „Pforzheimer Zeitung“ bezeichnete die Inbetriebnahme der neuen Hauptfeuerwache als „Schritt von der Steinzeit zur hochtechnisierten Gegenwart“. Die Pforzheimer Feuerwehr hatte endlich ihren neuen Mittelpunkt gefunden.

Die Erfolgsgeschichte mit dem Notarztwagen

Zeitgleich mit der Gründung der Berufsfeuerwehr und dem Bau der Hauptfeuerwache entwickelte sich eine weitere Erfolgsgeschichte der Pforzheimer Feuerwehr: der Rettungsdienst mit dem Notarztwagen. Über viele Jahre hinweg bewies die Feuerwehr Leistungswillen, Einsatzbereitschaft und Kompetenz. Diese Geschichte fand jedoch ein vorzeitiges Ende, das nicht als Happy End bezeichnet werden kann. Es zeigte sich, dass die Rettung von Menschenleben oft ein Politikum ist und dass bewährte Lösungen nicht immer bestehen bleiben.

1971 wurde ein Alarmverbund zwischen der Pforzheimer Feuerwehr, der Polizei, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Städtischen Krankenhaus eingerichtet. Das Land Baden-Württemberg hatte ein Programm zur Verbesserung des Notfallrettungsdienstes entwickelt, weshalb sich die Beteiligten im Stadt- und Landkreis zu einem Arbeitskreis Notfallrettung zusammenschlossen. Der Hintergrund: Bei einem Notarztwageneinsatz könnte die Zahl der auf dem Transport verstorbenen Kranken und Unfallopfer von zehn bis 15 Prozent auf zwei bis fünf Prozent gesenkt werden.

1972 stellte Pforzheims Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel auf Anregung der Freiwilligen Feuerwehr Pforzheim die Idee eines gemeinsamen Notarztwagens für den Stadt- und Landkreis zur Diskussion. Die Grundidee bestand darin, die Feuerwehr, das Städtische Krankenhaus und das Deutsche Rote Kreuz im Notarztwagenbetrieb zu vereinen. Am 6. November 1973 genehmigte der Gemeinderat Pforzheim einstimmig die Anschaffung und den Betrieb des Notarztwagens.

Am 27. Juni 1974 berichtete der „Pforzheimer Kurier“, dass die Stadt Pforzheim einen Notarztwagen in Dienst stellt, dessen Besatzung aus einem Arzt, einem Rettungssanitäter und einem fachlich geschulten Feuerwehrmann besteht. Das Fahrzeug, das 150.000 Mark kostete und 350.000 Mark Betriebskosten im Jahr verursachte, sollte Schwerverunglückte transportfähig machen und nicht als Konkurrenz für bestehende Rettungsdienst- und Krankentransportfahrzeuge auftreten.

Das Besondere der gemischten Notarztwagen-Besetzung wurde am 12. Dezember 1981 von der „Pforzheimer Zeitung“ hervorgehoben: Während in anderen Städten der Notarztwagen entweder vom Roten Kreuz oder von der Feuerwehr allein betrieben wird, fährt in Pforzheim der Arzt zusammen mit dem Feuerwehrmann und dem Rettungssanitäter im selben Fahrzeug. Diese Kombination ist selten in der Bundesrepublik.

Am 8. Juli 1974 fuhr der Notarztwagen seinen ersten Einsatz. Nicht ganz ein Jahr nach der ersten Dienstfahrt konnte bereits der 1000. Einsatz verbucht werden, was für über 300 Patienten lebensrettend war. Das System zeigte schnell den gewünschten Erfolg, und die Bevölkerung war dankbar. Am 31. August 1979 schrieb die „Pforzheimer Zeitung“, dass der Notarztwagen seit seiner Inbetriebnahme 90.000 Kilometer unter schwierigen Bedingungen zurückgelegt hatte. Eine 200.000-Mark-Spende aus der Bevölkerung ermöglichte den Erwerb eines Nachfolgers.

Ein Jahrzehnt nach der Inbetriebnahme des ersten Notarztwagens und fünf Jahre nach der Spendenaktion für das zweite Fahrzeug riefen die lokalen Medien die Bevölkerung erneut auf, „ihren“ dritten Notarztwagen selbst zu finanzieren. Die benötigten rund 300.000 Mark kamen schnell zusammen. In den ersten zehn Jahren wurde der Notarzt fast 22.000 Mal zu Einsätzen gerufen, bei denen es oft auf jede Sekunde ankam, um Menschenleben zu retten.

1990 bat Bürgermeister Matthias Wittwer in der „Pforzheimer Zeitung“ um Spenden für das vierte Fahrzeug dieser Erfolgsgeschichte. Er erklärte, dass man den Notarztwagen schnell einrichten müsste, wenn es ihn noch nicht gäbe. Seit sechs Jahren stand zusätzlich das Notarzteinsatzfahrzeug Mühlacker für Einsätze bereit. Die Notärztinnen und Notärzte des Städtischen Krankenhauses Pforzheim und des Kreiskrankenhauses Mühlacker, die Rettungssanitäter des Roten Kreuzes und die Männer der Berufsfeuerwehr halfen rasch und gezielt.

Das Notarztwagenmodell wurde auch dem anfangs zögerlichen Enzkreis als sinnvolle Lösung anerkannt. Experten errechneten, dass zehn Prozent der Notarzt-Einsätze direkt lebensrettend seien. Bei vielen anderen würden Dauerschäden und Behinderungen durch schnelle, qualifizierte Hilfe verhindert. Wegen der weiten Wege im östlichen Enzkreis wurde 1985 beim Kreiskrankenhaus Mühlacker ein Notarzteinsatzfahrzeug stationiert, das zunächst nur an Werktagen zwischen 7.30 und 16.30 Uhr fuhr. Die Alarme in der restlichen Zeit bewältigte wieder der Pforzheimer Notarztwagen.