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Qualitätsmanagement in der Integrierten Leitstelle

Eine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg nimmt seit Mitte Februar die Integrierte Leitstelle Pforzheim-Enzkreis ein

Die Idee zur Einführung eines Qualitätsmanagementsystems entstand aus dem Bereich der Notrufverarbeitung: die Abläufe sollten für alle Mitarbeiter klar strukturiert, optimiert und nachvollziehbar gestaltet werden, sodass dem Bürger bei einem Notruf immer schnellstmöglich die optimale Hilfe zuteilwird. Schnell wurde klar, dass dabei die Werkzeuge und Strukturen des Qualitätsmanagements nützlich wären. Von einer externen Beraterfirma wurden in der Folge in mehreren Workshops die Grundlagen des Qualitätsmanagements an das QM-Team der ILS, allen voran die beiden Leitstellenleiter Alexander Müller (Feuerwehr) und Sebastian Stieglbauer (DRK) vermittelt und auf die Belange der Leitstelle angepasst. Bei mehreren Diskussionen der Trägervertreter wurde dann auch der Wunsch geäußert, sich zum Abschluss der Maßnahmen von offizieller Stelle zertifizieren zu lassen.

Etwa zweieinhalb Jahre Arbeit, die neben dem Alltagsgeschäft sowie den zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie ablief, hat das Team in diese Zertifizierung investiert. Zunächst wurden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Auftaktveranstaltung über das Vorhaben informiert, „weil ein solches System vom Personal gelebt werden muss und eine Gemeinschaftsleistung der drei Träger sowie deren Personal ist“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Kramer, Präsident des DRK-Kreisverbandes Pforzheim-Enzkreis. Dann galt es unzählige Prozesse zu definieren, Abläufe und Vorgaben in Arbeits- bzw. Verfahrensanweisungen zu verfassen, was teilweise auch für selbstverständliche Abläufe galt, da die Norm dies vorsieht. „Wir konnten nicht nur die Arbeitsprozesse optimieren und straffen, sondern auch alle Teammitglieder einbinden, was uns frühzeitig die Akzeptanz vonseiten der Belegschaft sicherte“, sagt Dirk Büscher, Erster Bürgermeister der Stadt Pforzheim.

Hauptbestandteil der Zertifizierung sind neben der Qualitätssicherung  in der Notrufabfrage- und bearbeitung unter anderem das vereinheitlichte Fort- und Weiterbildungskonzept für die Disponenten von Feuerwehr und Rettungsdienst, ein internes und für alle transparentes Fehlermanagement sowie ein Störungsmanagement, in dem rund 200 verschiedene technische Störungen sowie die Anleitung zu deren Beseitigung beschrieben werden. Funktionsbeschreibungen für die Arbeitsplätze in der Leitstelle gehören ebenso zum QM-System, wie umfangreiche Regelungen zur Hygiene und Arbeitsschutz. Abgerundet wird das Ganze mit einem umfangreichen Archiv mit für die Arbeit wichtigen Gesetzen und Erlassen. Um den Disponentinnen und Disponenten die Arbeit zu erleichtern, wurde eigens für diesen Zweck eine QM-Software beschafft, die neben der Dokumentenlenkung auch weitere umfangreiche Funktionen beinhaltet. „Damit ist sichergestellt, dass allen Mitarbeitern immer die aktuellsten Informationen zur Verfügung stehen“, so Alexander Müller, Leitstellenleiter für den Fachbereich Feuerwehr.

Doch mit der Überreichung des Zertifikats ist die Arbeit nicht beendet. Um die Dokumente immer auf dem neuesten Stand zu halten, müssen diese regelmäßig überarbeitet und den aktuellen Anforderungen angepasst werden. „Nach dem Audit ist vor dem Audit“, bemerkt Sebastian Stieglbauer, Leitstellenleiter für den Fachbereich Rettungsdienst und ergänzt: „um alle drei Jahre wieder vom TÜV SÜD rezertifiziert werden zu können, finden nun regelmäßig interne Audits in der ILS statt.“ 

 „Die Zertifizierung war nicht nur in der Vorarbeit eine große Leistung, vielmehr auch während des dreitägigen Zertifizierungsprozesses“, sagt Wolfgang Herz, Erster Landesbeamter des Enzkreises. „Trotz Pandemiebedingungen konnte unter Berücksichtigung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen die Zertifizierung durchgeführt werden.“

Im Dezember 2021 wurde das 1. Überwachungsaudit erfolgreich durchgeführt.